dipl.-ing. camille gregor hoffmann
imker, diplom-holzbauingenieur und zimmerer
ich imkere seit ca. 25 jahren. die beschäftigung mit den bienen hat über meinen bruder angefangen. wir haben damals, ich war 14 oder 15 jahre alt – mein bruder 10 jahre älter, bienenvölker und hinterbehandlungsbeuten des bruchenbrückener imkers fritzel übernommen. ein kleines bienenhaus war schnell gebaut und steht auch heute noch.
nach einem tragischen unfall im hause fritzel haben wir damals schnell viele weitere völker übernommen und waren auch schnell überfordert damit. während des abiturs, der lehre zum zimmermann und dem anschließenden studium zum holzbauingenieur in hildesheim und der schweiz musste ich das hobby zeitlich bedingt wieder aufgeben. mein bruder übernahm die beuten und bienen und nahm sie größtenteils mit nach frankreich.
losgelassen hat es mich allerdings nie – und so habe ich vor 6 jahren wieder das häuschen reaktiviert und viel zeit in die auswahl der neuen beuten gesteckt, da ich die komplizierten und aufwendigen hinterbehandlungsbeuten auf keinen fall mehr wollte. das konzept von karl kiess, „bauanleitung für das zander–
baupläne sind bei den magazinimkern gegen eine schutzgebühr erhältlich. das buch von karl kiess ist leider ausverkauft und der autor viel zu früh verstorben.
das kompatible system erlaubt die verwendung von gleichen böden und deckeln – bei unterschiedlichen falzlosen zargen wie z.b. zander, dadant, langstroth….
so würde mir das system die umstellung zum beispiel auf zadant, zander 1 1/2 oder dadant erlauben, ohne dass ich die kompletten beuten erneuern müsste.
nachdem ich mich nun gut in das imkern mit zander-vollrähmchen in den 1 bis 2-zargigen bruträumen und zander-flachrähmchen im honigraum eingearbeitet habe, habe ich lust versuche mit beuten mit ungeteiltem brutraum (dadant, zander 1 1/2, zadant, mellifera-einraumbeute, trogbeute oder bienenkiste) zu machen. schon jetzt arbeite ich nach den bio-kriterien und würde die anforderungen von bioland oder naturland erfüllen. der schritt zur biozertifizierung wird gerade angegangen. der weitere schritt zur erfüllung der demeter-kriterien soll über die versuche mit dem ungeteilten brutraum getestet werden. hier arbeitet im gegensatz zum geteilten brutraum mit dem schied zur völkerführung und ohne königinnen-absperrgitter. ich werde wohl einen kurs bei mellifera besuchen und mich einführen lassen in diese sehr schonende art der bienenführung und haltung.
dieses „ja“ zu der bienenhaltung nach demeter beruht auf der tatsache, dass in der imkerei seit jahrzehnten, zum teil sehr intensiv mit chemikalien, gegen die varoa-milbe behandelt wird und man nicht richtig vorwärts kommt. die milbe wird resistenter und es ist nicht abzusehen, dass es große fortschritte in geben wird. auch die jetzt praktizierten schonenden behandlungen mit natürlichen säuren wie ameisensäure, milchsäure und/oder oxalsäure ist und bleibt eine intensive belastung des super-organismus „bien“ und es wird nicht nur die milbe bekämpft, sondern auch einige nützliche wirte und die bienen selber werden damit belastet. zusätzlich können behandlungsfehler passieren und auch das unkontrollierbare wetter spielt gegen einen, etc. etc.
seit dem letzten jahr, und dem nach dem besuch eines sehr guten kurses bei andré zimmermann, www.naturimkerei-zimmermann.de, praktiziere ich die vollständige brutentnahme im sommer und hoffe damit um eine spätsommerbehandlung und evtl. eine winterbehandlung ganz herum zu kommen. die diesjährigen ergebnisse aus 2016 sehen sehr viel versprechend aus.
dieses verfahren simuliert den schwarmtrieb, das altvolk fängt ohne brut auf frischem wabenmaterial aus ausgeschleuderten unbebrüteten honigraumwaben neu an, während die entnommenen brutwaben zu sammelbrutablegern zusammen gesetzt werden und an einen neuen erntfernten platz gebracht und (nur diese!) mit ameisensäure oder oxalsäure behandelt werden.
diese rückbesinnung auf das natürliche „schwärmen“ (bienenkiste oder trogbeute) oder die annähernden verfahren wie „vorweggenommener schwarm“ (mellifera/demeter) oder eben „vollständige brutentnahme“ in der koventionellen imkerei beruhen auf der tatsache der „selbstheilungsfähigkeit“ des „biens“. die freilandversuche in frankreich, schweden, usa oder unkontrolliert und unkontrollierbar in afrika haben gezeigt, dass es die bienen selber schaffen – ja schaffen müssen, um eine resistenz gegen die milbe zu entwickeln. das alte imkern mit „schwarmvorbeugung“ führt zu den noch größeren problemen wie wir sie jetzt haben – ja es potenziert sie. wir müssen als junge imker wie die bienen ein „absconding“ durchführen – das alte imkerwissen überprüfen und gegebenfalls auch hinter uns lassen und wieder mit und von den bienen lernen und sie auch lassen.
das heißt u.a. nicht um jeden preis die bienen am leben zu erhalten – natürliche selektion ist schwer auszuhalten – aber auch unabdingbar. den natürlichen schwarmtrieb als selbstheilungsprozess zu verstehen und evtl. abgewandelt auch konrollierbar anzuwenden. den bien in seiner ganzheit mit bienen, waben, beute zu sehen und zu verstehen und die imkerliche praxis daran anpassen.
die diesjährigen versuche mit der bienenkiste (sehr erfolgreich und wunderschön) als auch mit der trogbeute (schwächliche entwicklung, abgerissener naturwabenbau) haben neben zwei völkern auf ungeteiltem brutraum mit zadant-waben viel lust auf neues gebracht. und dank des kompatiblen beutensystems lässt es mir auch den platz hierfür – die vorfreude ist auf jeden fall da und der frühling wird ersehnt.